Ausstellung der Artists in Residence, Carlota Daniel und Madonna Mayfield
Am 4. Oktober wurden die Bilder von Carlotta Daniel und Madonna Mayfield, die seit dem 24. September als Artists in Residence in der Halle 16 arbeiteten, in einer Vernissage ausgestellt.
Carlota, für die es bereits die zweite Residence war, ist in Buenos Aires geboren. Ihr Weg zur Kunst führte über das Studium der Tiermedizin, das sie auch an die Tierärztliche Hochschule Hannover brachte. Aber die promovierte Tiermedizinerin entschied sich dann doch für einen drastischen Karrierewechsel, und nach dem Kunststudium an der „Escuela Nacional de Bellas Artes Prilidiano Pueyrredón“ in Buenos Aires, ist sie seit 2005 als freischaffende Künstlerin tätig. Während dieser Zeit lernte sie auch Madonna kennen, die, ursprünglich aus Pennsylvania stammend, auch ab 2004 an der „Escuela Nacional de Bellas Artes Prilidiano Pueyrredón“ studierte, nach ihrem Bachelor in Kunstgeschichte und an der Aquinas College Philosophie in Grand Rapids in Michigan. Beide haben unter anderem unter der Leitung von Héctor Destéfanis ihre künstlerische Ausbildung erhalten. Hector ist als Maler, Professor an der oben genannten Schule der schönen Künste, und Leiter der Abteilung für Kulturvermittlung des Eduardo Sívori Museums, ebenfalls in Buenos Aires, weit über die Grenzen Argentiniens hinaus bekannt.
Beide Künstlerinnen gehen in ihrer Kunst eher intuitiv vor, lassen sich auf eine Reise in das Unbekannte ein, ohne die Route vorab zu planen. Während Carlota dem magischen Realismus zuzuordnen ist, geht es Madonna um das Sichtbarmachen des Innenlebens der Menschen, also um das, was unserem Auge gemeinhin verborgen bleibt. Vorrangig geht es um Themen von Frauen und ihren verschiedenen Rollen z. B. als Mütter oder Ehefrauen, aber auch ihre spezielle Rolle des „Nestbauens“, nicht zuletzt, um ihren Kindern einen sicheren Ort zu bieten. Diese Themen werden in einer Art symbolischer Kunstsprache optisch aufgearbeitet. Beide Künstlerinnen benutzen eine breite Palette von Techniken, obwohl sie sich auch im Hinblick auf ihre methodischen Vorlieben durchaus unterscheiden. Als Artists in Residence in der Halle 16 hat Madonna, neben ihren Bildern in Tinte, gerne Collagen mit unterschiedlichen Materialen angefertigt, während Carlota sich auf Zeichnung und Malerei auf Papier beschränkte.
Einige ihrer Werke wurden in enger Zusammenarbeit entwickelt. Gefragt, wie sie dieses gemeinsame kreative Schaffen erlebt haben, waren sich beide einig, dass Sie trotz ihrer eigenen Identitäten versucht haben, durch dieses Zusammenwirken zu einer Art dritter “hybrider” Person zu fusionieren, um dann etwas Neues zu schaffen. Dieser Prozess war jedoch nicht so ganz ohne Hindernisse, aber ihre langjährige Freundschaft und ihre künstlerische Erfahrung haben bei diesem Prozess durchaus geholfen. Nichtdestotrotz mussten auch sie sich doch erstmal einmal zusammenraufen. Bei dem ersten gemeinsamen Bild erkennt man noch klar eine kreative “Demarkationslinie” zwischen den Beiträgen beider Künstlerinnen: Zwei fremdelnde Figuren an den gegenüberliegenden Ecken des Sofas sitzend.
Um diesen Graben zu überwinden, haben sie bei dem zweiten Ansatz bewusst ein kleineres Format gewählt, um dann von der Mitte des Bildes heraus zu arbeiten. Man erkennt recht schnell, dass in diesem Fall die “Fusion” endlich gelungen ist: Ein junges Mädchen auf einem Pferd reitend mit der Faust triumphierend in den Himmel gereckt.
Am 4. Oktober war es dann endlich soweit, und beide hatten die Gelegenheit, die Früchte ihres gemeinsamen Schaffens einem breiteren Publikum vorzustellen. Die Tatsache, dass etwa 80% der zahlreichen Exponate während ihrer recht kurzen Zeit in der Halle 16 entstanden sind, ist Zeugnis einer intensiven Schaffensperiode. Das Interesse der Besucher war entsprechend groß, und die Mehrheit der Bilder haben im Zuge der Ausstellung ein neues Zuhause in Sulz und Umgebung gefunden, ein schönes Momento der beiden Artists in Residence 2025.
Wie bereits so viele Künstler:innen vor ihnen waren Carlota und Madonna begeistert von der Halle 16, die ihnen wie eine Art Oase erschien, wo Künstler:innen aller Schattierungen, ihre kreativen Kräfte frei entfalten können. Die Stadt Sulz kann wahrlich stolz darauf sein, ihren Bürger:innen, auch über die Region hinaus, eine derartige kulturelle Einrichtung anbieten zu können.
Text: Hans-Eckhardt Hagen
Fotos: Louisa