Konzert der Magnus Mehls Pocket Brass Band

Am Abend des 5. Oktober gastierte die Magnus Mehls Pocket Brass Band mit einer etwas ungewöhnlichen Formation in der Halle 16 mit Magnus Mehl am Sopransaxofon, kein Unbekannter für das Stammpublikum, seinem Bruder Ferenc Mehl am Schlagzeug, Christian Mehler an der Trompete und dem Flügelhorn und Lars Andreas Haug an der Tuba. Der wurde extra aus Norwegen eingeflogen, da leider Johannes Bär, die eigentliche Stammbesetzung, verhindert war. Trotzdem er bisher nicht live mit der Pocket Brass Band gespielt hatte, fügte er sich sogleich nahtlos ein, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte. Zudem demonstrierte er beeindruckend, was man aus einer Tuba herausholen kann, wenn man es kann. Mal hörte es sich an wie ein Didgerido der indigenen Australier, dann plötzlich mehrstimmig, und zumeist mit einer rasanten Geschwindigkeit gespielt. Nach diesem Konzert wird man in Zukunft mit sehr viel mehr Respekt auf eine Tuba schauen.

Dieses hohe technische Können kann man den restlichen Bandmitgliedern auch bescheinigen, allesamt mit einer soliden musikalischen Ausbildung und internationaler Erfahrung, was man auch von dem ersten Ton des Songs, „Broken Circle“, heraushören konnte. Die musikalische Bandbreite der Playliste war beindruckend, mit zumeist eigenen Kompositionen wie „The Dutch Way to Ride a Bike“ und „Sunny Side Queens“ aber auch neu arrangierte Lieder wie „Escape to a Better World“. Selbst eine Neuinterpretation eines gregorianischen Gesangs, „Veni Creator Spiritus“ („Komm Schöpferischer Geist“), war Teil des Repertoires.

An schöpferischem Geist hat es an diesem Abend wahrlich nicht gefehlt. Alle Kompositionen wurden technisch perfekt, aber auch unterhaltsam mit einem gewissen Augenzwinkern dargeboten. Mitunter eher gespielt im traditionellen New Orleans-Stil, und dann auch wieder eher in Richtung freier Improvisation gehend, konnte die Magnus Mehls Pocket Brass Band überzeugend demonstrieren, dass Jazz wirklich eine fantastische Live-Musik ist. Und das, obwohl dieses Genre doch eher unter dem Verdacht steht, etwas zu zerebral, vielleicht gar einigermaßen steril daher zu kommen. Jazz ist heutzutage doch eher ein Nischenprodukt; Schade eigentlich, denn diese Musik hätte mehr Popularität verdient. An diesem Abend wurde die Musik der Pocket Brass Band allerdings sehr begeistert aufgenommen, nicht zuletzt, weil es mit sehr viel Groove unterlegt war.

Nach der letzten Nummer, Marabi, eine Mischung aus Ragtime und Jazz mit traditionellen polyphonen Elementen aus Südafrika, verlangte das Publikum emphatisch ein Encore.

Dies wurde gebührend von der Magnus Mehls Pocket Brass Band mit einer weiteren Überraschung im Programm belohnt, nämlich mit dem bekannten Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, ursprünglich von einer damals gänzlich unbekannten Marlene Dietrich in dem Film „Der Blaue Engel“ gesungen, nach Heinrich Manns berühmter Romanvorlage „Professor Unrat“. Der Abend war ein voller Erfolg und macht Appetit auf mehr Jazz, bring it on! Ganz im Sinne des obengenannten gregorianischen Titels, „Veni Creator Jazzus [sic]“.

Blick von hinter der Bühne auf das Publikum der Halle16 Bühne am Abend. Der Schlagzeuger und ein Teil der Band sind zu sehen

Text: Hans-Eckhardt Hagen
Fotos: Gitta

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