„The Interstring Project“ in der Halle 16 mit dem Werk „Blackout“: Wahrlich eine Stringtheorie für experimentale Musik
Nach ihrem Besuch der Halle 16 im Herbst letzten Jahres, während ihrer „Artist Residency“, um ihr Projekt einer multimedialen Performance weiterzuentwickeln, war die Gruppe am 20 Juni in weiteres Mal zu Gast in der Halle 16. Diesmal haben sie das Ergebnis ihres Projekts „Blackout“ einem breiteren Publikum vorstellen können.
Das „Interstring Project“ war mit den Gitarristen Matthias Arbter, Florin Emhardt, Robert Menczel und Marius Schnurr gekommen, aber leider ohne den Videokünstler Florian Scholer. Dank ihrer soliden Ausbildung an der Musikhochschule Trossingen, verfügt das Quartett über alle technischen Fähigkeiten, um die gewohnten Grenzen der Musik zu sprengen.
Beim Eintritt in die Halle 16, erkennt man auf den ersten Blick an dem Aufbau der Bühne, dass diese Performance etwas aus dem üblichen Rahmen fällt. Gitarren sind über den ganzen Raum verteilt, es fehlen die Percussion-Instrumente, und da ist auch nirgendwo ein Mikrophon für den Gesang zu sehen. Stattdessen wird der Zuhörer mit einer vielfältigen Tonwelt überwältigt, die demonstriert, was man mit den nötigen technischen Fähigkeiten, musikalischer wie elektronischer Art, aus einer Gitarre alles so herauslocken kann.
Wie in einem musikalischen „Teilchenbeschleuniger“ prallen hier unterschiedliche Stilelemente aus klassischer Gitarre, rockigen Riffs, und elektronischer Musik zusammen, um ein neues und spannendes Klanggebäude entstehen zu lassen, immer im Dialog mit den visuellen Elementen der Lichteffekte und Videoclips.
Anfangs wähnt man sich in einem expressionistischen Film der 20-iger Jahre, wie “Nosferatu” oder „Metropolis“, dann wieder weht ein Hauch von Kraftwerk durch die Halle, vielleicht erwachen auch Erinnerungen an die „Einstürzenden Neubauten“ oder vielleicht sogar die frühen Werke von den Pink Floyd, um sodann wieder von eher Metal-anmutenden Riffs überrascht zu werden. Trotz aller dieser möglichen Assoziationen klingt das Ganze erfrischend anders.
Experimentelle Musik bevölkert eine doch eher spezielle Nische, die leider weniger Aufmerksamkeit von einem breiteren Publikum bekommt als sie es verdient. Doch an diesem Abend folgte das Publikum dem Rat von Robert Menczel in seiner kurzen Einführung des Projekts „Blackout“, sich einfach auf diese experimentelle musikalische Reise einzulassen. Und das wurde belohnt mit einer besonderen Klangsprache, die für ständige Spannung und Neugierde auf den nächsten musikalisch geschlagenen Haken sorgte, und so die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten verstand.
Fazit: Die Gitarre und die Halle 16 einmal anders und experimentell unterwegs. Drücken wir die Daumen, dass auch in Zukunft solche Konzerte auf dem Programm stehen, um die ganze Bandbreite der Musik eine Plattform zu bieten. Bleiben sie neugierig!
Text: Hans-Eckhardt Hagen
Fotos: Gitta Bertram