CampingOrchester - Unplugged
Das musikalische Duo besteht aus Wolfram Karrer (Akkordeon und Gesang) und Michael Stoll (Kontrabass und Gesang), beide erfahrene und vielseitige Künstler, die in der Region, und darüber hinaus, bestens bekannt sind.
Wolfram Karrer ist an unterschiedlichen Theatern als Musiker, Komponist, Darsteller und musikalischer Leiter aktiv, vor allem mit dem Theater Lindenhof. Darüber hinaus ist er bei verschiedenen musikalischen Projekten und Bands beteiligt, darunter eben auch das CampingOrchester.
Michael Stoll dürfte vielen noch aus seinen Zeiten mit Schwoißfuaß und Grachmusikoff bekannt sein, die in der Region um Tübingen schon so etwas wie legendär waren; vor allem der größte Hit von Schwoißfuaß, „Oinr isch emmr dr Arsch“ mit seinem schwäbischen Text und eingängigem Riff dürfte vielen noch im Ohr klingen. Michael spielte auch einige Jahre mit der bekannten Krautrock-Gruppe Faust. Heute ist er mit zahlreichen Projekten und Gruppen unterwegs, nicht zuletzt mit Wolfram Karrer.
So sind beide Mitglieder der Formation Mandala Movie, wo sich ein anderer musikalischer Lokalmatador wiederfindet, Heiner Reiff, den man eventuell noch aus seiner frühen Zeit mit Giro Combo kennt. Auch da gab es schwäbischen Rock; und Lieder wie „Ma Mua Gau Gau“ und „Be-Do-Misch-Ma-Schee“ bleiben unvergessen.
Der Abend gab Anlass zu einer Reise in die musikalische Vergangenheit, war aber auch ein Bewies dafür, wie Musiker es schaffen, selbst nach vielen Jahren nicht nostalgisch zu verharren, sondern sich immer wieder künstlerisch neu zu erfinden.
Das Konzert war völlig unplugged, also ohne jedwede elektronische Verstärkung, ganz einfach die zwei Musiker mit ihren akustischen Instrumenten und ihrem Gesang. Und das war mehr als ausreichend, und gab ihrem Konzert in der Halle 16 zusätzlich einen intimen Charme. Ihre Lieder, allesamt Eigenkompositionen, sind eine schwer einzuordnende Mischung, irgendwo zwischen Ballade, Chanson und etwas jazzigen, vielleicht Klezmer-artigen Stilelementen angesiedelt, zum Teil instrumental oder mit Gesang, in deutscher, englischer oder französischer Sprache, vorgetragen. Jedes einzelne Lied kommt mit einer eigenen Geschichte daher, sei es aus persönlicher Erfahrung gespeist wie „Der Bäcker, die Welt und Wir“ oder auch literarische Dinge verarbeitend wie in „Peregrina“. Letzteres bezieht sich auf die Geliebte des deutschen Dichters Eduard Mörike, die im bürgerlichen Leben allerdings Anna Maria Meyer hieß. Andere Songs beschreiben eher, wie wir manchmal doch etwas ratlos der Welt und dem Leben gegenüberstehen, wie etwa in „Quand Même“: „Ça tourne, ça tourne, ça tourne un peu, on ne jamais sait comment ça va“. Man kann das wohl am besten mit einem Wilhelm Busch Zitat, allerdings etwas verlangsamt, wiedergeben: „Einszweidrei im Sauseschritt läuft die Zeit, wir laufen mit“. Lieder also, die gleichermaßen zum Mithören und Nachdenken anregen. Das Publikum nahm es dankbar auf und bekam als Bonus auch zwei weitere Zugaben obendrauf.
Das CampingOrchester ist wirklich ein Akt, den man Live erleben sollte, denn die YouTube Clips werden ihrer wirklichen Bühnenpräsenz nicht gerecht. Nach einem Live-Konzert weiß man sie dann auch digital viel mehr zu schätzen. Bleiben Sie (hin und wieder) analog!
Text: Hans
Fotos: Gini & Louisa