Handgemachte Popmusik mit Milonaut
Am 29. August war die Gruppe Milonaut zu Gast in der Halle 16. Dieses Quartett besteht aus Moritz Klatt (Gesang Baritonsaxophon, Keyboards), Linus Haagen (Keyborards), Felix Demeyere (Schlagzeug), und Gregor Nicolai (Bass), der an diesem Abend aber verhindert war. Stattdessen übernahm Franzi Aller seinen Part, die sich trotz der kurzfristigen Umstellung nahtlos einfügte, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Milonaut sind schwer in eine Kategorie zu zwingen, denn ihr Sound ist irgendwo zwischen Synth-Pop, Jazz und Dance Beat angesiedelt, eine Musik also, die durchaus zum Tanzen einlädt.
von links: Linus, Felix, Franzi und Moritz (Foto: Regine Stuber)
In ihrer ersten LP, die sie auch zum Konzert mitgebracht hatten, reinterpretieren sie alte englische Gedichte mit ihren eigenen Kompositionen. Diese Auswahl allein ist etwas ungewöhnlich aber höchst interessant mit den Texten von William Blake (1757 - 1827), Maler, Poet und Grafiker aus der englischen Vor- und Frühromantik, und John Donne (1571 - 1631). Donne war eine schillernde Figur der englischen Renaissance und Zeitgenosse Shakespeares, die wahrscheinlich einem weiten Publikum in Deutschland eher unbekannt sein dürfte. Die traditionellen Gedichte wie Poison Tree (Blake) und Confined Love (Donne) werden mühelos mit Milonauts Jazz-Pop Sound zu neuen Klanggebäuden vereint. Andere Lieder, wie Epic, sind Eigenkompositionen mit eigenen Texten, die auf Erfahrungen und Erinnerungen der Bandmitglieder basieren.
Foto: Karina Papadopoulos
Moritz Klatt (Foto: Stuber)
Linus Haagen (Foto: Papadopoulos)
Die Clips von Milonaut auf YouTube werden ihrer wahren Bühnenenergie während der Live-Aufführung nicht gerecht. In dem Moment, wo sie loslegen, wird sehr schnell klar, dass Milonaut richtig Spaß an Ihrer Live-Performance hat, und damit auch recht schnell ihr Publikum mitreißt. In Ihrem ersten Teil des Konzerts waren sie eher jazzig unterwegs, aber das mit viel Energie und, wie man es früher einmal nannte, Groove. Im zweiten Teil gab es eher poppige Töne, die das Publikum gleichermaßen begeisterten. Natürlich forderten die Zuhörer:innen eine Zugabe, irgendwie war die Zeit zu schnell vergangen.
Franzi Aller (Foto: Papadopoulos)
Felix Demeyere (Foto: Stuber)
Das Konzert mit Milonaut hat einmal mehr demonstriert, dass trotz aller digitaler Möglichkeiten Musik zu konsumieren, Live-Musik immer noch den größten Musikgenuss liefert. Ganz analog im direkten Kontakt mit der Band und mit den anderen Zuschauer:innen. Also vielleicht in Zukunft etwas weniger Streaming und mehr Live Screaming! Das wäre auch ganz im Sinne von John Donne, der vor fast 500 Jahren bereits schrieb: No Man is an Island.
Text: Hans-Eckhardt Hagen
Fotos: Regine Stuber & Karina Papadopoulos